Künstliche Intelligenz (KI) optimiert Prozesse in Organisationen, steigert somit Qualität und Effizienz und senkt die Kosten. Im Bahnsektor bietet die neue Technologie eine Vielzahl an Möglichkeiten, die von den ÖBB auch genutzt werden. KI birgt allerdings auch Risiken wie Massenüberwachung, ethische Probleme und vor allem die Verfälschung von Ergebnissen aufgrund von einseitigen Daten, die unter anderem einen Gender Bias erzeugen können. Auf Einladung des Lösungscenters Inclusion&Diversity wurde dieses Spannungsfeld mit Meredith Whittaker, Doris Schmidauer, Monika Kircher, Anna Steiger, Manuela Waldner und einem hochkarätigen Publikum diskutiert.
Meredith Whittaker, US-amerikanische Forscherin, erklärte, dass der Ausdruck „Künstliche Intelligenz“, kein technischer Terminus ist, sondern ein Werbebegriff. Heute wird KI mit einer Vielzahl von Daten, großen Infrastrukturen, intensivem Energieverbrauch und überdies mit geopolitischen Machtverhältnissen in Verbindung gebracht. Die Risiken sind, so Meredith Whittaker, dass Menschen nicht die echten „User“ sind, sondern als "Objekte" gesehen werden. KI kann bestimmen, wer einen Job bekommt, wer davon profitiert. Das alles wird von wenigen großen Unternehmen gesteuert. Das kann auch dazu führen, dass KI basiertes Recruiting diskriminierend vorgeht, weil Daten aus der Vergangenheit herangezogen werden.
Die Sammlung und Auswertung von Daten zur Optimierung von Prozessen – im Eisenbahnbereich etwa zur Optimierung von Streckenauslastung und Organisation von ressourcenschonenden Wegen oder zur Erhebung von Wartungsbedarf – sind Innovationen, die Unternehmen weiterbringen. Besonders sensibel sind Algorithmen dort, wo Informationen von zum Beispiel ChatGPT eingespeist sind und ausgewertet werden, um Services für Menschen zu legen, wie der Berufsinfomat, so die Leiterin der Arbeitsmarktpolitik für Frauen beim AMS, Iris Appiano-Kugler, bei der Diskussion. Weil der Berufsinfomat Stereotype reproduziert hat, wurde dieser einem Re-Launch unterzogen.
Zum Vorteil gereicht ChatGPT auch bei Motivationsschreiben, so Anna Steiger, Kanzlerin der Universität Stuttgart kritisch und ein bisschen ironisch: „Ich war beeindruckt, was meine Tochter alles kann und einbringen will.“ Auch deshalb ist der Kanzlerin wichtig, dass sich die Universitäten intensiv mit dem Thema KI sowohl in technologischer wie auch auf soziologischer Hinsicht befassen. Monika Kircher, Aufsichtsrätin unter anderem der RWE AG, unterstrich, dass KI kein Instrument ist, um Zukunftsfragen zu lösen. Gerade auch bei diesem Thema ist wichtig, Ziele und Rahmenbedingungen festzulegen.
Trotzdem sollte KI nicht nur als Risiko gesehen werden. Manuela Waldner, Mitglied des Vorstandes der ÖBB-Holding AG, gab am Podium auch Einblicke in die vielfältigen KI-Initiativen innerhalb der ÖBB. Darunter auch die Projekte ARP und Predictive Maintenance, welche sich mit der Ressourcenplanung und Wartung von Fahrzeugen befassen – und davon profitieren in weiterer Folge beispielsweise Schichtpläne.
Doris Schmidauer, Gründerin der „Initiative Digitalisierung Chancengerecht (IDC), betonte, dass wir mehr Frauen in der Digitalisierung brauchen, die sich für diesen Bereich interessieren und dass Frauen gleichberechtigt mitdiskutieren müssen. Denn diverse Teams bringen bekanntermaßen unterschiedliche Perspektiven und Ideen ein.
Auf die Frage des Moderators, Zsolt Wilhelm, was auf politischer Ebene im Sinne einer positiven Zukunft geschehen müsste, unterstrich Meredith Whittaker die hohe Relevanz der Regulierung von KI. Anna Steiger ist der Meinung, dass sich die Menschen zur Rückbesinnung mehr mit analogen Anwendungen befassen sollten. Manuela Waldner ist davon überzeugt, dass KI eine Vielzahl an Chancen sowohl für die Mitarbeiter:innen als auch für die Kund:innen bietet und diese auch genutzt werden sollten.
Weiterführende Information: Transformationsgeschichten in der ÖBB