Am Mittwoch, 26. April 2023 haben rund 50 Kolleg:innen im Rahmen eines Elternnetzwerktreffens gemeinsam mit Leo Hemetsberger (Philosoph und Referent/saferinternet.at), Philipp Amann (Head of Strategy European Cybercrime Centre/Europol) und Nina Walter-Broskwa (Teamkoordinatorin Marketing & Kommunikation/ÖBB-BCC) zum Thema „Kinder im Internet“ unter der Leitung von Traude Kogoj (Leiterin Lösungscenter Inclusion & Diversity) diskutiert.
Alternativen verwenden
Leo Hemetsberger, der durch saferinternet.at Betroffene von der Volksschule bis zur HTL zu diesem Thema berät und betreut, betont zu Beginn der Keynote, dass Eigenkompetenz sehr wichtig sei und präsentiert die „10 Gebote der Digitalen Ethik – Wie können wir im Web gut miteinander leben?“ Die 5 größten Internet-Unternehmen Google, Amazon, facebook, Apple und Microsoft bieten Produkte an, die jede:r von uns im Alltag verwendet und denen man sich größtenteils nicht entziehen kann. „Die Corona-Pandemie hat noch einmal ein anderes Gewicht auf die Situation gelegt,“ so Hemetsberger und empfiehlt, Alternativen zu verwenden. Der Philosoph erwähnt, dass 72 % der Jüngsten bereits mit digitalen Medien in Kontakt sind und diese von den Eltern als „billigste Babysitter“ eingesetzt werden. Als ein Hilfsmittel empfiehlt Hemetsberger den Eltern Schutzprogramme zu installieren.
Tipps von Expert:innen
Auf die Frage, ab wann wir von ein Sucht sprechen können, erklärt Leo Hemetsberger, dass der Begriff "Sucht" schwer einzugrenzen sei, aber dass Kinder Gewohnheitstiere sind und die Erziehenden dies gut lenken können. Er meint, Kinder würden sicher begeistert sein, wenn man es zum Ritual macht, dass man ihnen am Abend eine Geschichte vorliest.
Aus Erfahrung weiß Nina Walter-Broskwa, dass der Umgang mit digitalen Medien sehr harmlos anfängt, schleichend zu einem Problem anwachsen kann, das auch mit dem Alter der Kinder größer wird. „Eine 'feindliche Übernahme' auf WhatsApp geht rasend schnell“, so Nina Walter-Broskwa und empfiehlt Eltern wie Kindern, Medienkompetenz aufzubauen. Aus ihrer Sicht sind zwei Dinge dafür wichtig, und zwar einerseits klare Regeln innerhalb der Familie aufzustellen, wie z.B. einen medienfreien Tag einführen, und andererseits Selbstreflektion zu üben. Das heisst, auch und gerade als Elternteil sein Smartphone auch bewusst wegzulegen und sich seiner Vorbildwirkung bewusst zu sein. Kinder lernen von uns!
Cyber-Experte Philipp Amann rät davon ab, die Geräte zu verbieten und empfiehlt gleichzeitig die Kommunikation mit den Kindern immer aufrecht zu halten und ihnen Resilienz mitzugeben. Amann weist darauf hin, dass man im Falle von z.B. Cybermobbing den Fokus auf das Opfer richten muss, allerdings nicht außer Acht lassen soll, dass Kinder auch zum Täter werden und Praktiken wie z.B. „Doxing“ angewendet werden können.
Eltern können von den Kindern lernen
Auf die Frage der Moderatorin, ob Eltern von den Kindern etwas lernen können, antwortet Nina Walter-Broskwa mit Überzeugung: „Kinder verfügen durch die digitalen Medien über ein enormes Allgemeinwissen und sie können Eltern viel beibringen, zum Beispiel coole Fotos oder Videos zu erstellen.“