Interkultureller Online-Dialog

Österreich & Türkei – Vielfalt der Blickwinkel

Im Vorfeld (17.5.) des Welttags der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung haben 40 Kolleg:innen online und rund 20 Personen vor Ort (ÖBB-Zentrale) diskutiert und gemeinsam die kulturelle Vielfalt sowie den Perspektivenwechsel in den Mittelpunkt gerückt.

Durch die Veranstaltung hat die bekannte österreichische Moderatorin und Autorin, Eser Akbaba, geführt. Die Türkei ist ein großes Land, zehnmal größer als Österreich und hat fast zehnmal so viele Einwohner:innen. Die historischen und aktuellen Beziehungen zu Österreich sind vielfältig. Heute existieren eine große türkische Community in Österreich und in den ÖBB. Rund 150 Kolleg:innen aus der Türkei arbeiten aktuell im Konzern-Inland und schon heute ist die Rail Cargo Group (RCG) auf dem direkten Eisenbahnweg bis nach Istanbul unterwegs. Selbstredend, dass die interkulturelle Zusammenarbeit eine große Rolle im beruflichen Alltag spielt.

Interkulturelle Kompetenzen

In ihren Begrüßungsworten verwies Traude Kogoj, Diversity Beauftragte ÖBB-Konzern, auf „Kommunikationsräume“ (wie z.B. dieses Event) in dem sich unterschiedliche Personen treffen, um Meinungen auszutauschen und Wissen zu kulturellen Themen einzubringen. „Es liegt an uns selbst, offen zu sein und diese Offenheit, wie Kollege Alper Yasar, vorzuleben“.

Umfrage, Musik und eine Lesung zur Einstimmung

Neben einer interaktiven Übung (Mentimeter-Umfrage) und einem Musikvideo des Hip-Hop Duos EsRAP (Tschuschistan), hat die Schauspielerin und Autorin, Zeynep Buyraç, ihre Lieblingstexte türkischer Autor:innen bzw. Dichter:innen (u.a. Nazim Hikmet und Asli Erdogan) vorgelesen. Danach ging es mit einer Diskussionsrunde mit:

  • Eser Akbaba, österreichische Moderatorin und Autorin
  • Alper Yasar, Junior Sales Specialist, Rail Cargo Group
  • Zeynep Buyraç, Schauspielerin und Autorin
  • Sabine Caliskan, Behavioral Design Expert und CEO von PeopleAtRightPlace
  • Traude Kogoj, Diversity Beauftragte, ÖBB-Holding

weiter. Wir haben für euch einige Statements zusammengefasst.

Motive für ein neues Leben in Österreich

Die Gründe für die Verlagerung des Lebensmittelpunkts nach Österreich waren bei den Diskutant:innen ähnlich und doch unterschiedlich.

„Ich habe in der Türkei studiert und mitbekommen wie meine Mitmenschen nach ihren Abschlüssen dennoch arbeitslos waren und irgendwann dann selbst meinen Entschluss gefasst, dass ich nicht das gleiche Schicksal mit ihnen teilen möchte“, so Alper Yasar, der in Ankara geboren ist und bis 2008 noch in der Türkei studiert hat. „Mein Ziel war es nach Österreich zu kommen, um zu studieren und je länger ich hier war, desto mehr wurde mir bewusst wie gut wir es hier in Österreich haben“, so Yasar.

"Ich bin mit 19 Jahren komplett naiv ausgewandert und hatte zur damaligen Zeit keine Idee von Österreich und kannte auch noch nicht die vorherrschenden Vorurteile gegenüber Türk:innen. Ich hatte gute bzw. andere Voraussetzungen wie z.B. Alper Yasar und musste einfach nur raus aus der Türkei und schauen was passiert. Mittlerweile lebe ich schon länger in Österreich als in der Türkei“, so Zeynep Buyraç, die als erste türkischstämmige Burgschauspielerin der Geschichte gilt und heuer am Burgtheater debütierte.

„Mein Papa war einer der ersten Gastarbeiter in Österreich und hat sich in eine Österreicherin verliebt. Ich bin sehr österreichisch aufgewachsen und habe mit 30 Jahren meinen Entschluss gefasst in Istanbul zu arbeiten und zu leben“, so Sabine Caliskan, die auch ein Unternehmen in der Türkei leitet und nun wieder ihren Lebensmittelpunkt in Wien hat.

Wie ist es in Istanbul zu leben?

„Es ist schnelllebig, laut, anstrengend aber zu gleich auch atemberaubend. Die Sprache (ich konnte zur damaligen Zeit kein türkisch) und die Fortbewegung (für einen Termin war man oft einen ganzen Tag unterwegs) waren herausfordernd. Nichtsdestotrotz war es mir immer wichtig in unserem Büro Brücken zu bauen und war die Zeit in Istanbul wunderbar“, so Sabine Caliskan.

Abschließende Wünsche und anatolisches Lied

„Dass Diversität irgendwann kein Thema mehr ist, weil es einfach selbstverständlich ist“, wünscht sich Zeynep Buyraç.

„Mein Wunsch ist, dass wir grenzenlos und über Mauern hinweg denken – weg vom ‚Wer‘ hin zum ‚Was‘ übergehen“, so Sabine Caliskan.

Hüseyin Simek, türkisch-österreichischer Musiker, Schriftsteller und Journalist, hat mit einem anatolischen Lied für einen musikalischen Ausklang der Veranstaltung gesorgt.