Interkultureller Dialog: Optimistische Geschichten in pessimistischen Zeiten

Miteinander reden gehört zu den wichtigsten Aufgaben unserer stürmischen Zeiten.

Das Wort “Migration” beherrscht den politischen Diskurs. Schwarz-Weiß-Denken ist ein schlechter Beginn. Die anscheinend unüberwindbaren Gegensätze scheinen die Stimmung in der Bevölkerung zu beeinflussen. In den ÖBB arbeiten viele Menschen, die Erfahrungen mit Flucht und Migration haben. Am 28. Mai 2024 haben siebzig ÖBB-Kolleg:innen in der Open Innovation Factory gemeinsam nachgefragt, diskutiert und Möglichkeiten eines positiven Dialoges aufgezeigt. 

Über zehn Prozent der ÖBB-Mitarbeiter:innen besitzen keine österreichische Staatsbürgerschaft. Sie bringen neue Spielregeln und positiv besetzte Vielfalt in den Betrieb. Diese junge Generation ist offen, bereit zu diesen neuen Herausforderungen und betont damit auch ihre Individualität. „Die Antwort der ÖBB heißt auf Augenhöhe zu kommunizieren, Themen anzusprechen und vorzuleben“, so Ursula Bazant, Geschäftsbereichsleiterin „„Bildungszentrum Eisenbahn & Lehrlingswesen“ und Prokuristin ÖBB-Infrastruktur AG.

Das soeben publizierte Buch „Cop und Che. Wie ein Tschetschene und ein Polizist zu Tik Tok Stars wurden“ ist ein Beispiel für dieses Bemühen. Alle Mitwirkenden an Buch und Tik Tok, Edith Meinhart, Uwe Schaffer, Ahmad Mitaev und Christopher Glanzl, waren gekommen, um über ihr Projekt zu diskutieren und Fragen zu beantworten. Die Publizistin Edith berichtete über den Schreibprozess des Buches, vom langsamen Kennenlernen und einer unglaublichen Öffnung von Che, die diesen „Entwicklungsbericht“ erst möglich machte. Der Polizist Uwe erzählte vom ersten Zusammentreffen mit der tschetschenischen Community in seinem Grätzel und den langen Überlegungen, wie junge Menschen angesprochen werden können. Che sprach seine schlechten Erfahrungen mit der österreichischen Gesellschaft an, geprägt von Vorurteilen, Verachtung und Rechtslosigkeit.  Er erklärte aber auch gleichzeitig, dass seine ersten Erfahrungen in Österreich von positiven Erlebnissen mit Otto, einem Wirt aus Niederösterreich, der sich um die Kinder mit Fluchterfahrung kümmerte und sie an die Hand nahm. 

Uwe betonte die wichtige Funktion der Videos, mit denen sie Jugendliche informieren konnten, was möglich und erlaubt ist oder nicht. Che erzählte, dass manchmal die Jugendlichen den kontrollierenden Polizisten die Tik Tok Videos zeigten und ihre Rechte einforderten, ein Schritt zu mehr gegenseitigem Respekt. Beide berichteten darüber, dass sie auch ihre eigenen Communities über den Erfolg von dieser Kommunikationsform bei jungen Menschen überzeugen mussten. Der Erfolg liegt auf der Hand, manche der Videos wurden zweimillionenfach angeklickt. 

Eine interkulturelle Zusammenarbeit bei diesen Themen spielt eine große Rolle im beruflichen Alltag und es ist nie zu spät, Wege und Ideen zu finden, eine Annäherung aufzubauen.