Für den Tänzer und Kommunikationscoach Arno Plass ist der hochstrukturierte, mit hierarchischen Konventionen aufgeladene Tango Argentino die geeignete Form, um die Wirkmacht von körperlichen Signalen zu erkennen, zu reflektieren und sich darin besser auszudrücken. Alle, die sich das erste Mal auf den klassischen Tango Argentino einlassen, wissen, wie herausfordernd das Ausprobieren dieses tänzerischen Regelwerks sein kann. Arno Plass setzt noch eins drauf und ladet mit Queer Tango zum Perspektivenwechsel und Ausloten von Freiheiten innerhalb der für den argentinischen Tango notwendigen Tanzhierarchie ein. Das Ziel, Vertrauen in körperliche Ausdrucksweisen zu fassen, für Klarheit zu sorgen, missverständliche Signale auszugleichen und solcherart die Bandbreite unserer Kommunikation beim „Führen“ und „Folgen“ zu erweitern, erweist sich mehrfach als Aha-Erlebnis und mitunter als eine hohe Kunst.
Übrigens: Queer Tango ist eine Form des argentinischen, genauer, des rioplatensischen Tangos, der bewusst mit Konventionen bricht. Diese Form des Tangotanzes versucht die Spannung zwischen notwendiger Struktur und notwendiger Freiheit neu auszuloten, indem er geschlechtliche Rollenzuschreibungen und deren stereotypen Verhaltensweisen hinterfragt und verändert, die Partner:innenwahl jenseits geschlechtlicher Definitionen möglich macht und indem er konventionelle Vorstellungen des Führens und Folgens und den darin verankerten Ideen von Hierarchie distanziert und transformativ begegnet.