Viele Bahnkilometer trennen die heimische Bahnindustrie vor der Gleichstellung: Lediglich 13,7% beträgt der Frauen*anteil bei den Beschäftigten der Bahnindustrie bzw. Bahnbetreiber*innen, bei den technischen Lehrberufen bzw. Fachbereichen liegt dieser bei 10%. Die erste Studie zur Zusammensetzung der Belegschaft in der Bahnindustrie, erstellt von L&R Sozialforschung im Auftrag der Agenda Bahnindustrie Frauen* , wurde Ende April 2023 in der Industriellenvereinigung präsentiert und mit Sandra Gott-Karlbauer (GF ÖBB Train Tech), Eva Landrichtiger (Generalsekretärin im BMAW), Lara Spendier (Advisory Lead AT bei Avanade, Agenda Bahnindustrie Frauen*), Sarah Stark (GF Verband der Bahnindustrie Deutschland), Arnulf Wolfram (CEO Siemens Mobility Austria, Vizepräsident Verband der Bahnindustrie Österreich) diskutiert.
Zu besprechen gab es viel. 25% der befragten Unternehmen, die insgesamt über 60.000 Mitarbeiter:innen repräsentieren, verzichten laut Studie gänzlich auf gleichstellungsorientierte Ansätze und inklusive Initiativen. Ähnlich durchwachsen fällt der Befund aus den in Fokusgruppen befragten Mitarbeiterinnen der Branche aus: das Image dieses Industriesektors werde als verstaubt erlebt, es fehle an Flexibilität für Menschen mit Betreuungspflichten, die Betriebskultur sei nicht mehr zeitgemäß und der Beweis- und Anpassungsdruck für Frauen in den für Männer optimierten Berufsfeldern hoch.
Dass es auch anders geht, machte Sandra Gott-Karlbauer in der Podiumsdiskussion, deutlich. Als Geschäftsführerin arbeitet sie konsequent am inklusiven Arbeitsumfeld, das auch Frauen anspricht und die Vielfalt befeuert: dazu zählen MINT-Kindergärten, flexible Arbeitszeiten, Nachwuchsführungskräfteprogramme, ein Frauen Talente-Programm bis hin zu den neuen Train Tech Werkstätten mit nachhaltigen modernen Produktionsanlagen, die sich am Menschen orientieren und in denen Exoskelette Mitarbeiterinnen wie Mitarbeitern die Arbeit erleichtern und deren Gesundheit fördern.
Ein Bündel an Maßnahmen, das die Bahnindustrie attraktiv macht und für ein besseres Gleichgewicht zwischen Gestalter*innen und Nutzer*innen sorgt. Ziele, die die Anwesenden genauso teilten wie die Forderungen der Agenda Bahnindustrie Frauen*: den Frauenanteil im Bahnindustriesektor bis 2030 auf 25% und den in den Geschäftsleitungsfunktionen auf 30% zu erhöhen. Darunter Vera Hofbauer, Andrea Reithmayer, Karin Zipperer, Barbara Komarek, Iris Appiano-Kugler, Christian Diewald, Anil W. Rai, Martin Zsifkovits, Ulla Thamm, Christian Schwarzböck, Heidemarie Seidl, Claudia Skrebinz, Eva Kollentz-Rötz-Roetzel, Petra Kranabetter, Nadja Jungwirth, Ruth Boyer, Sigrid Lumetsberger, Traude Kogoj und viele Mitstreiter:innen mehr.