Anfang November 2016 feierte abz*austria ein ganz besonderes Jubiläum. Im Auftrag des AMS Wien berät, begleitet und unterstützt abz*austria seit zehn Jahren Frauen auf dem Weg in handwerklich-technische Berufe. Dem Anlass entsprechend fand die Veranstaltung in der Unternehmenszentrale der ÖBB, einem wichtigen Kooperationspartner statt. Mehr als 60 Fachleute, darunter Top-Manager:innen wie Tatjana Oppitz (Geschäftsführerin IBM Österreich), Gabriele Domschitz (Vorständin der Wiener Stadtwerke) oder Johannes Kopf (Vorstand des AMS), kamen, um über Herausforderungen und Erfolgsstrategien von Frauen, die ihren Weg in handwerklich–technische Berufe gegangen sind, zu diskutieren.
Interessante Jobs bei den ÖBB
ÖBB Finanzvorstand Josef Halbmayr verwies in der Begrüßung auf gute Jobs im nichttraditionellen Bereich, denn die „ÖBB ist ein Dienstleistungs- und auch ein Technikunternehmen“. Das Riesenprojekt Hauptbahnhof wurde beispielsweise von der mehrfach ausgezeichneten Verkehrstechnologin Judith Engel erfolgreich gemanagt. Enge Zusammenarbeit mit abz*austria und AMS gibt es etwa bei der Suche und Ausbildung von Lokführerinnen – wie im Falle Erika Bartos. Das FIT-Programm ist kein Selbstzweck. Es geht darum, „dem Fachkräftemangel mittels Gleichstellungsförderung entgegenzuwirken“, so AMS-Chef Kopf.
Traumjob Metalltechnikerin
Die FIT-Arbeitsbilanz der letzten zehn Jahre lässt sich sehen. „Österreichweit haben 9.000 Frauen am FIT-Programm teilgenommen und eine Ausbildung absolviert. 54 % davon haben eine ausbildungsadäquate Arbeit bekommen“, bekräftigte AMS-Wien Chefin Petra Draxl. Aber auch die Traumberufe verändern sich. 2016 können wir sagen, dass unter den zehn meist gewählten Berufen bei Mädchen auch die Metalltechnikerin dabei ist. Das kann auch der ÖBB-Konzern, größter Lehrlingsausbildner Österreichs im technischen Bereich, bestätigen.
Langsamer Wandel
„Lenker und Triebfahrzeugführer sind traditionell männliche Berufe“, präzisierte Postbus-Geschäftsführerin Silvia Kaupa-Götzl den Berufsalltag. Doch im Unternehmen ist ein Wandel im Laufen und das hat gute Gründe: 50 Prozent der Kunden der ÖBB sind Kundinnen, schon alleine deshalb ist es wichtig, auch eine weibliche Sichtweise ins Unternehmen zu bringen. Dies gelinge nicht zuletzt deshalb, „da Berufe wie Buslenkerin und Triebfahrzeugführerin körperlich nicht mehr so anstrengend wie früher und dadurch von Männern und Frauen gleich zu bewältigen sind“, so Kaupa-Götzl. Angesprochen auf die Drop out Raten von Frauen während der Ausbildung, räumte Kaupa-Götzl auch gleich mit immer noch bestehenden Mythen auf: „Natürlich gibt es Frauen, die den Weg nicht zu Ende gehen und die Ausbildung abbrechen oder auch den Job nicht mehr wollen. Aber die gibt es bei Männern auch und somit ist das für mich kein Argument, kein Geld in die Ausbildung von Frauen zu investieren.“ Im Westen gibt es mittlerweile einige Buslenkerinnen und in Graz ist erstmals eine Mechanikerin als Lehrling in der Postbuswerkstatt tätig.
Im ÖBB-Konzernbereich Produktion hat sich seit der engen Zusammenarbeit mit AMS-Wien und abz*austria die Anzahl der Bewerbungen zur Ausbildung zur Triebfahrzeugführerin versechsfacht. Eine erfolgreiche Entwicklung, die unmittelbar mit der Unterstützung durch den Geschäftsführer Bernhard Benes und der umsichtigen Implementierungsarbeit seines Teams verknüpft ist. Von insgesamt 3.900 Personen ist Erika Bartos eine von 80, die bei der ÖBB als Triebfahrzeugführerin arbeitet: „Die Ausbildung war nicht leicht, denn man musste sehr viel lernen. Die Begeisterung am Job hielt Bartos bei der Stange: „Denn ich wusste damals schon, dass das mein Traumberuf war und er ist es geblieben.“ Erika genießt den spannenden Job, liebt Schichtdienste, lernt ständig dazu und ist seit rund zwei Jahren mit Tausenden PS unterwegs.