Bei der Verleihung traf sich das Who is Who der Bahnindustrie ua Bahnindustrieverbandschef und CEO von Thales Hannes Boyer, CEO Siemens Mobility Austria Arnulf Wolfram, Innovationschef der Molinari Rail Martin Zsifkovits, CSO voestalpine Rail Technology Nadja Jungwirth. Vertreten waren auch die Bahnbetreiber:innen mit Hanna Dellemann, Chefin der Raaberbahn, AR-Vorsitzende der ÖBB-Holding Andrea Reithmayer, GF ÖBB Technischen Services Emilia Andreeva-Moschen, GF der Niederösterreich Bahnen Barbara Komarek und die Chefin von ÖBB Rail Tours Touristik und Präsidentin des Österreichischen Reiseverbandes Eva Buzzi.
Gestalter*innen der Bahnindustrie
„Frauen sind für die Bahnbranche enorm wichtig“, unterstrichen Sigrid Lumetsberger und Traude Kogoj die Agenda der Bahnindustrie Frauen* bei der Verleihung des diesjährigen Bahnindustrie Awards im Kuppelsaal der TU Wien. „Ihre Innovationskraft macht die Mobilität besser und diese Gestalterinnen zeichnen wir aus.“
Gewonnen hat die Ingenieurin Shan Yang für ihre Forschungen am Einsatz von metallischen Latentwärmespeichern in einem Batterietriebzug und die Nutzbarmachung der gespeicherten Wärme im Fahrgastraum. Ebenso Platz 1 errangen Magdalena Jäger und Carmen Holzhauser für die technische Projektverantwortung beim Umbau von Reisezugwagen zu modernen, barrierefreien Multifunktions-Liegewagen. Bewertet wurden die Einreichungen von der Jury, bestehend aus der Vize-Rektorin der TU Wien Anna Steiger, der VCÖ-GF Ulla Rasmussen und Romana Rotschopf, Aufsichtsrätin in Kultur- und Sozial-NGO. Die Übergabe der Schienenskulptur, allesamt Einzelstücke der Künstlerin Hanna Kucera, übernahmen die Vorjahressiegerinnen und ÖBB-Kolleginnen Michaela Haberler-Weber und Vera Valerie Capek-Krautgartner.
Frauen entscheiden, wohin die Reise geht
Wissenswertes aus der Branche gab es zwischen den Award-Verleihungen. GF Barbara Komarek und GF Eva Buzzi sprachen über das Weibliche in der Mobilität. Denn Fakt, so Eva Buzzi, sei, „dass mehrheitlich Frauen darüber entscheiden, womit und wohin die Familie verreist.“ Die Reise-Packages müssten daher genauso stimmen wie „die Stimmigkeit zwischen wertschätzender Unternehmenskultur und freundlichem Kundenservice“, so die Chefin der Niederösterreich Bahnen Barbara Komarek.
Mit der Frage „Was können Start-ups, was die Industrie nicht kann?“ beschäftigten sich Claudia Falkinger, Gründerin von Punkt vor Strich, und Hannes Boyer, CEO Thales Österreich und Chef des Verbandes der Bahnindustrie. Sowohl der Start up-Bereich als auch die Bahnindustrie sind männlich dominiert. „Frauen“, so Claudia Falkinger, „müssen allerdings nicht motiviert werden, sie sind es längst.“ Was fehlen würde, seien günstige Rahmenbedingungen mit modernen Arbeits- und Führungsmodellen und die Vernetzung der Expertise von Industrie und Mobility-Start ups, um agiler zu werden und den kulturellen Wandel schneller vorantreiben zu können. „Ansätze“, so Hannes Boyer, „die bei Thales bereits in vielen Projekten vorangetrieben werden.“
Wirtschaftsfaktor Bahnindustrie
Dass die Bahnindustrie die Volkswirtschaft vorantreibt und dass die Branche für Österreich enorm wichtig ist, das steht außer Zweifel. „Gleichzeitig“, so die Präsidentinnen Lumetsberger und Kogoj bei der Verleihung, „gibt es keine fundierten Statistiken zur Diversität und Zusammensetzung des Industriezweigs.“ Das wird sich ändern. Unterstützt vom Klimaministerium arbeitet L&R Social Research im Auftrag der Agenda Bahnindustrie Frauen* an einer Studie über die Gleichstellung in der Branche. Die Ergebnisse liegen 2023 vor.
Näheres zu den Preisträgerinnen
Eine Preisträgerin des Bahnindustrie Awards ist die Ingenieurin Shan Yang. Sie beleuchtet den Einsatz von metallischen Latentwärmespeichern in einem Batterietriebzug von Alstom und zeigt, wie Traktionsbatterien entlastet, Wärme besser gespeichert und bei Bedarf im Fahrgastraum eingesetzt werden kann. Die Begründung der Jury: Shan Yangs Arbeit trägt dazu bei, „das Bahnfahren noch ressourcenschonender aber gleichzeitig auch komfortabler zu gestalten.“ Die Jury hebt zudem das unterstützende Umfeld hervor, in dem Shan Yang arbeitet.
Die zweiten Preisträgerinnen des Bahnindustrie Awards sind Magdalena Jäger und Carmen Holzhauer von Molinari Rail. Molinari Rail baut ÖBB-Reisezugwagen zu modernen Multifunktions-Liegewagen um, die im nächsten Jahr in die Nightjet-Flotte integriert werden sollen. Die Spenderfahrzeuge werden bis auf den Unterflur vollständig entkernt, neu aufgebaut und mit einem modernen Interieur versehen. Diverse Subsysteme wurden am deutschen Molinari-Standort gefertigt und der Produktion im Werk der ÖBB Train Tech in Wien beigestellt. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit der Kreislaufwirtschaft, die dabei bestmöglich, ressourcenschonend und nachhaltig, umgesetzt wird, mit der Kundenzufriedenheit und der inklusiven Mobilität, da alle Wagone barrierefrei zugänglich und nutzbar sind: „Den Projektleiterinnen gelingt mit Unterstützung und Rückhalt des Unternehmens Molinari, Familie und Beruf bestens zu verbinden und zeigen, dass auch Führungspositionen in Teilzeit, gestemmt` werden können“.