Valerie Hackl, Mitglied des Vorstandes der ÖBB PV ist überzeugt, dass Barrierefreiheit nicht nur ein Behinderungs-Thema ist: "Für 10 Prozent der Bevölkerung ist Barrierefreiheit Voraussetzung für ihre Mobilität - gleichzeitig profitieren aber 100 Prozent der Reisenden: Menschen mit Behinderungen genauso wie Eltern mit Kleinkindern, Schulkinder, ältere Menschen, Reisende mit Gepäck."
Exoskelett und Seeing AI-App: Technologie wird "Gamechanger"
Ein besonderer Schwerpunkt der Veranstaltung waren heuer die Chancen der Digitalisierung und der Einsatz von Technologie. Der Veranstalter Gregor Demblin, seit einem Badeunfall in seiner Jugend querschnittgelähmt, sorgte für einen besonderen Moment: umschlossen von einem bionischen Exoskelett ging er durch den Veranstaltungssaal. "Das Gefühl, eigene Schritte machen zu können, ist überwältigend." Seit Abschluss seines Philosophiestudiums setzt sich Gregor Demblin für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsplatz ein: "Ein Drittel der Beschäftigten hat entweder selbst eine Behinderung oder hat jemand Nahestehenden mit einer solchen."
Insgesamt ein Fünftel der Bevölkerung ist selbst betroffen und wurde bisher von der Wirtschaft als Mitarbeiter:innen und Kund:innen großteils ignoriert - ein Umstand, der sich in den nächsten zehn Jahren stark verändern soll.
Barrierefreie Technologien
Die ÖBB Reisepage entspricht dem WAI-Standard. Der Internettext folgt dem Prinzip des Leichter Lesen, das bedeutet, kurze Sätze in verständlicher Sprache. Für Dorothee Ritz, Chefin von Microsoft Österreich, sind "digitale Technologien und der Einsatz von KI regelrechte Gamechanger." Sie geben Menschen mit Behinderung die Chance, "unabhängig und produktiv zu sein." Beispiel dafür ist die Seeing AI-App, die Menschen mit Seheinschränkung die Welt vor der Kamera vorliest.
Barrierefreies Reisen
Die Barrierefreiheit der Züge wird laufend durch neues Wagenmaterial verbessert. 88% des Busfuhrparks ist barrierefrei. Über 80% aller Reisenden benutzen moderne, barrierefreie Stationen.